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Objekt des Monats Februar: Kostümentwürfe für Kaiserin Eugénies Maskenbälle der 1860er

Objekt des Monats Februar: Kostümentwürfe für Kaiserin Eugénies Maskenbälle der 1860er

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as Objekt des Monats ist diesen Februar nicht nur ein einzelnes Stück, sondern eine kleine Sammlung, die sich im Victoria & Albert Museum erhalten hat: nämlich passend zum Fasching Kostümentwürfe aus der Sammlung des Hauses Worth. In Auftrag gegeben wurden sie wohl anlässlich einiger extravaganter Maskenbälle, die die französische Kaiserin Eugénie in den 1860ern veranstaltete.

Kaiserin Eugenie Frankreich
Kaiserin Eugénie von Frankreich. Porträt von Pierre Désiré Guillemet nach Franz Xaver Winterhalter. 1853.

Eugénie setzt Trends

Kaiserin Eugénie von Frankreich, Ehefrau Napoleons III. (reg. 1853-1870), ist für ihren maßgeblichen Einfluss auf die europäische Mode ihrer Zeit bekannt. Mit dem neuen Second Empire war Paris wieder kaiserliche Hauptstadt, in der zahlreiche Staatsempfänge, Galabälle, Militärparaden und Festivitäten aller Art an der Tagesordnung standen. Napoleon III. stieß Umbrüche und Modernisierung in Paris und ganz Frankreich an (man denke nur an die große Haussmannisierung!) – die französische Wirtschaft sollte nach seinen Plänen unter ihm erblühen und im Idealfall europäischer Vorreiter werden. In Folge dessen stieg auch die Nachfrage nach Luxusgütern, darunter besonders kostbare Textilien und modische Kleidung, rasant an. Die neue Kaiserin setzte ab sofort Trends. Was sie trug, wurde erst am Hof und schließlich darüber hinaus Mode. Dabei schlug sie taktisch klug zwei Fliegen mit einer Klappe: Sie machte Frankreich nicht nur wieder zum modischen Vorreiter in Europa, sondern unterstützte dabei auch die eigene (Lyoner) Textilindustrie.

Kaiserin Eugénie macht Charles Frederick Worth bekannt

Seit Ende der 1850er war Eugénies Lieblingsdesigner der Engländer Charles Frederick Worth, den sie über ihre enge Freundin Fürstin Pauline von Metternich, Gattin des österreichischen Botschafters in Paris, kennengelernt hatte. Durch Eugénies Patronage wurde Worth mit seinen exquisiten Entwürfen ab sofort in der gut betuchten High Society enorm bekannt und gefragt. In den 1860ern veranstaltete die Kaiserin einige extravagante Kostümbälle, zu denen ihre Gäste spektakuläre, ausgefallene Kostüme trugen, die sie am liebsten bei Charles Frederick Worth kauften. Als Eugénies favorisierter Modeschöpfer wurde Worth zu solchen Anlässen geradezu überlaufen und musste oft in kürzester Zeit eine große Zahl einzigartiger Kostüme entwerfen und anfertigen lassen.

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1. Kostüm „Regenbogen„, 2. Kostüm „Hexe„, 3. Kostüm „Hölle„. © Victoria and Albert Museum, London.

 

Kostümentwürfe aus der Sammlung des Hauses Worth

Die wunderbaren Kostümentwürfe, die sich in der Sammlung des Victoria and Albert Museums erhalten haben, wurden dem Museum vom Hause Worth als Teil seiner Archiv- und Mustersammlung übergeben. Daher ist es sehr wahrscheinlich, dass die Entwürfe ursprünglich für die Kostüme von Kaiserin Eugénies Gästen gedacht waren. Bei einigen Zeichnungen wissen wir von wem sie stammen. Die Namen Jules Helleu und Léon Sault tauchen auf. Léon Sault war Illustrator und Designer für Mode- und Theaterkostüme. Später veröffentlichte er einige seiner Kostümentwürfe als Teil der Serie „L’Art du Travestissement“.

Die Modelle auf den Entwurfszeichnungen sind unfassbar aufwendig, filigran und einfallsreich gestaltet. Wir finden darunter raffinierte Kostüme mit Themen wie der „Regenbogen“, die „Hölle“ oder das „Alphabet“. Die Form der Kleidung – die für die 1860er so charakteristische schmale Taille und weite Röcke mit Krinoline sowie bestimmte Ausschnittformen – entspricht dabei dem damaligen Modegeschmack. Entscheidend für das Kostüm sind jeweils die vielen entzückenden Details und Spielereien. Auch grandios: der Kopfschmuck!

fancy dress house of worth
1. Kostüm „Pfau„, 2. Kostüm „Alphabet„. © Victoria and Albert Museum, London.

Allerdings gab es bei Worth nicht nur Faschingskleider. Im Metropolitan Museum of Art in New York hat sich ein farbenfrohes Haremskostüm von etwa 1870 erhalten. Die Besonderheit daran ist, dass es aus einem authentischen türkischen Gewand zu diesem Ensemble mit einem für die 1870er typisch geformten Damenoberteil umfunktioniert wurde. Ursprünglich muss das kunstvoll von türkischen Künstlern bestickte Oberteil eher locker gewesen sein. Die Hose besitzt dagegen wohl noch ihre voluminöse, ursprüngliche Form. Solche Aufträge gab es nicht selten. Weit gereiste, betuchte Kunden ließen vom berühmten Designer auf diese Weise ihre Spezialwünsche umsetzen und konnten damit auf Partys noch mehr Eindruck schinden.

Wir sind beeindruckt und finden: Da sehen unsere heutigen Faschingskostüme ganz schön alt aus dagegen…

 


Literatur

Christopher Breward: Fashion (Oxford History of Art). Oxford 2003. Besonders S. 28-34 im Kapitel „The Rise of the Designer“.

Jessa Krick: Charles Frederick Worth (1825–1895) and the House of Worth, Heilbrunn Timeline of Art History, MET (aufgerufen am 25.02.2019).

Weitere Quellenhinweise bei Olivier Courteaux: Charles Frederick Worth, the Empress Eugénie and the invention of Haute-Couture, napoleon.org (aufgerufen am 25.02.2019).

 

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