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as Objekt – oder genauer: die Objekte – des Monats März sind zwei Weinberghäuschen des 17. Jahrhunderts in Sachsen. In diesem Beitrag stellen wir das kurfürstliche Weinberghaus in Colditz und das sog. Batzdorfer „Totenhäuschen“ näher vor und teilen ein Video zum Thema.
Unter dem Begriff „Lusthaus“ werden nicht nur in der Kunstgeschichte, sondern bereits im Sprachgebrauch der frühen Neuzeit ganz unterschiedliche Bauten gefasst. In der höfischen Architektur sind Lust- oder Jagdhäuser sowie etwas größer ausgebaute Lust- und Jagdschlösser spätestens im 12. Jahrhundert ein weit verbreiteter Bautyp. Kleinere Lusthäuser in Gärten und Parks dienten als Aussichtspunkte und Sonnenschutz. Hier konnte man sich mit einem Kreis ausgewählter Personen zurückziehen.
Eine besondere Form des Lusthauses ist das Weinberghaus. Am Hainberg bei Schloss Colditz hat sich ein solches Lusthaus erhalten. Hier ließ Kurfürstinwitwe Sophia von Brandenburg (1568–1622) 1610 einen Weinberg nach modernen Anbaumethoden anlegen. Noch heute sind die Trockenmauerterrassen des Weinbergs und die Reste zweier Grotten deutlich erkennbar. Der Weinberg war von Beginn an auch als Lustgarten geplant. Auf der obersten Terrasse wurde daher ein zweigeschossiges Lusthaus errichtet, dessen ursprüngliche Form auf einer Ansicht von Wilhelm Dilich zu sehen ist.
Im Erdgeschoss des Weinberghäuschens lag eine Küche. Das Obergeschoss wurde von einem großen Raum eingenommen, dessen Fenster einen guten Ausblick auf den Weinberg, das Schloss sowie ins Muldental ermöglichten.1 Über die sicherlich repräsentative Ausstattung des Lusthauses ist nichts bekannt. 1890 wurde es mit Zinnen zur Ruine der fiktiven „Hainburg“ umgestaltet. Fenster und Türen wurden ersetzt.
Einen Eindruck, wie man sich ein solches Weinberghaus / Lusthaus im Inneren vorstellen kann, vermittelt heute noch das sog. Batzdorfer „Totenhäuschen“ von 1630. Es war Teil der Gartenanlagen und des Weinbergs von Schloss Batzdorf, das sich bis ins 19. Jh. im Besitz der Freiherren von Miltitz befand. In diesem gelungenen Video erläutert Restaurator Martin Eisbein vom Landesamt für Denkmalpflege in Sachsen die Bau- und Sanierungsgeschichte:
[Redaktion: Marian Richter, Kamera: Jörg Sprenger, Ton: Andreas Kempe, Schnitt: Marian Richter und Andreas Kempe. Quelle: https://youtu.be/vf5auGS3o8U]
Literatur
Manfried Eisbein: das Batzdorfer Totenhäuschen, Dresden 2000ff.
Heinrich Magirius: Die Hoflößnitz: Lusthaus, Schloss oder Weingut? Ein Beitrag zur Typologie der Architektur des 16. und 17. Jahrhunderts in Kursachsen, in: 600 Jahre Hoflößnitz. Historische Weingutanlage, hg. v. Heinrich Magirius, Dresden 2001, S. 39-46.
1 Heinrich Ferdinand Bellger: Historische Beschreibung der Stadt Colditz und des dasigen königlichen Schlosses älterer und neuerer Zeit, Leipzig 1832, S. 154. Inventar 1657: Im obersten Lusthäuslein, im untern Theile ist alles von den Soldaten zerschlagen, und sonsten zunichte gemachet, undt verderbet, Im andern Theil des Lustheusleins eine eichene Thür, Sieben zerschlagene Gitterfenster […]. SächsHStA Dresden, 10036 Finanzarchiv, Loc. 12047, fol. 183v.
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