Im April des Jahres 1518 heiratete die 24-Jährige Bona Sforza aus dem großen italienischen Adelsgeschlecht der Sforza den mehr als doppelt so alten Sigismund „den Alten“. Er ging als Sigismund I., König von Polen und in Personalunion als Sigismund II., Großfürst von Litauen, in die Geschichte ein.
Bona Sforzas erste Jahre
Bona Sforza war im Februar 1494 im Castello Sforcesco in Vigevano als jüngste Tochter des Herzogs Gian Galeazzo Sforza von Mailand und der Isabella von Aragón, Prinzessin von Neapel, geboren worden. Bona wuchs zunächst in Mailand und nach dem Tod ihres Vaters in Bari auf, wo sie bei angesehenen italienischen Humanisten ihrer Zeit Unterricht in Geschichte, Literatur, Latein, Mathematik, Geographie, Theologie und Naturwissenschaften erhielt. Außerdem lernte sie mehrere Instrumente. Am Hof ihrer Mutter in Bari spielte sich zudem ein reges kulturelles Leben ab. Isabella Sforza förderte die Künste, die Wissenschaft und verschaffte ihrem Hof durch Feste, Turniere, Jagden und vieles mehr über die Landesgrenzen hinausreichenden Ruhm.
Bona Sforzas neues Leben im Norden
Nach Bonas Heirat mit dem viel älteren Sigismund musste sich die junge Frau erst an das Leben an den polnischen und litauischen Höfen gewöhnen, die im Vergleich zu ihren vorherigen Wohnsitzen deutlich weniger kultiviert und modern waren. Außerdem war das Klima rauer, die Mentalität der Menschen anders und das Essen sehr viel fleischlastiger, schärfer und unausgewogener als im vertrauten Italien.
Großfürstin von Litauen und Königin von Polen
Bona Sforza war für ihren scharfen, wachen Geist, ihre Willensstärke und Intelligenz bekannt. Auf der anderen Seite war sie scheinbar immer etwas gehemmt und schnell beleidigt. Weder in Polen noch in Litauen war die zweite Gemahlin Sigismunds daher besonders beliebt. Man hing ihr Intrigen am Hof an und beschuldigte sie – wie man heute weiß fälschlicherweise – sogar der Vergiftung ihrer beiden ungeliebten Schwiegertöchter. Erst im 20. Jahrhundert wurde Bona Sforzas Andenken und Ruf rehabilitiert, nachdem man die großen Errungenschaften ihrer Herrschaft erkannt hatte.
Was war neu?
Bona Sforza führte eine selbstständige und kluge Wirtschafts- und Kulturpolitik. Sie baute zahlreiche Schlösser, Hospitäler, Schulen und setzte eine revolutionäre Landreform durch, die dazu führte, dass mehr Land kultivierbar gemacht werden konnte. Darüber hinaus ging Bona Sforza rigoros gegen die weit verbreitete Gesetzlosigkeit und Anarchie in den Ländern ihres Ehemannes vor. Bona Sforza verlieh den großen privilegierten Städten ihrer Länder weitgehende Selbstständigkeit in Regierungsbelangen, gab ihnen Markt- und Messerechte und unterstützte die lokalen litauischen Kaufleute. Außerdem baute sie Brücken, Straßen und Befestigungen. Den Hof bereicherte sie nicht nur mit den neuen kulturellen Errungenschaften der italienischen Renaissance, sondern unterstützte auch die lokale Kunst, Musik und Literatur.
Bona Sforza bringt frischen Wind in die Küche am Großfürstlichen Hof in Vilnius
Nicht ganz uneigennützig dürfte Bona Sforzas Umkrempelung der deftigen litauischen sowie polnischen Küche gewesen sein. Da sie selbst das viele Fleisch und die Bohnengerichte nicht besonders gut vertrug, führte sie exotisches Obst und Gemüse wie Blumenkohl, Spinat, Tomaten, Gurken, Oliven und Zitronen ein. Bei Festen wurden die traditionellen Getränke Bier und Met nun durch Wein ersetzt. Küchenchefs waren ab Bonas Heirat ausschließlich Italiener. Dies sollte auch unter ihrem Sohn, zu dem sie in anderen Belangen ein eher weniger gutes Verhältnis hatte, so bleiben.
Bona Sforzas Leben als Witwe
Nachdem im Jahr 1548 Bonas Gatte verstarb, war der gemeinsame Sohn Sigismund nun an der Reihe. Bona Sforza zog deshalb vom Königsschloss in Krakau nach Warschau und kehrte schließlich für ihren Lebensabend in die Heimat ins Herzogtum Bari zurück. Ein Jahr später, 1557, wurde sie im Auftrag des spanischen Königs von einem ihrer Vertrauten am Hof vergiftet und starb 63-jährig.
Die Ausstellung im Großfürstlichen Palast // Vilnius
Wer mehr über Bona Sforza und besonders das Leben am litauischen Hof erfahren will, sollte sich die neue Dauerausstellung im frisch restaurierten Großfürstlichen Palast in Vilnius ansehen. Von archäologischen Ausgrabungen alter Burgfundamente bis hin zu den jüngsten Räumen der neueren Palastanbauten gibt es hier jede Menge zu entdecken. Eine reich bebilderte und mit zahlreichen spannenden Objekten ausgestattete Ausstellung führt durch viele Jahrhunderte litauischer Geschichte. Anschließend ist ein Spaziergang auf den Hügel der drei Kreuze empfehlenswert. Denn von dort aus kann man sich zum Abschluss den besten Überblick über den ursprünglichen Palast und seine Lage in der Stadt verschaffen.
Vielen Dank für den zusammenfassenden informativen Text!
Macht Lust, gleich weiter in Ihren Texten zu stöbern.
Gruß, Marike