Das Archäologische Museum Hamburg ruft in Kooperation mit Tanja Praske von Kultur-Museum-Talk zur Blogparade auf! Um Kultur und unseren (wiedergefundenen) Blick darauf soll es gehen. Da muss eine von uns Hofkultur Bloggerinnen natürlich mitmachen – wir tragen den Begriff ja schließlich sogar im Namen. In diesem Beitrag wird sich nun alles um meinen persönlichen #KultBlick drehen. Speziell auf drei der Fragen, die zur Anregung für Beiträge zum Thema vorgeschlagen wurden, möchte ich nun gerne eingehen.
Hast Du Kindheitserinnerungen oder besondere Situationen, an die Du plötzlich denken musst, während Du dich auf Kultur einlässt? Gab es jemanden, der deine Neugierde für Kulturelles geweckt hat?
Der Kinder #KultBlick – Luftschlösser, Zeichenblock und der Zauber vergangener Zeiten
Als Kind gab es für mich mit Abstand nichts besseres als einen dicken Zeichenblock und viele bunte Stifte, Wasserfarben, Kreiden und Tusche. Damit konnte ich meine Luftschlösser in Plan und Form bringen. So entstanden im Laufe der Jahre abertausende, ausgeklügelte Pläne von Fantasieschlössern und Burgen samt Interieur, Parks mit Sommerhäuschen, aber auch jede Menge Prinzessinnenkleider mit ausgefallenen Mustern und Schnitten. Inspiration für diese Träume boten vor allem die vielen Märchen, die mir und meinen Geschwistern zunächst erzählt oder vorgelesen und dann selbst von uns verschlungen wurden. Nachdem die altbekannten deutschen durch waren, wagte ich mich an Märchen aus aller Welt. Die waren noch aufregender, weil so exotisch und ganz anders. So gut wie alles, was wir hörten und sahen, wurde per Zeichenblock verarbeitet, weiterentwickelt und damit auch verinnerlicht. Natürlich ließen auch Besuche realer Baudenkmäler und Freilichtmuseen den Zauber vergangener Zeiten in unserer Kinderfantasie aufleben. Prägender als solch ein Besuch selbst war für unsere Kulturbegeisterung jedoch die anschließende Beschäftigung mit dem Thema am Zeichenblock. Ich muss gestehen, auch heute denke ich im ersten Moment des Kulturerlebens so gut wie immer zuerst über das WIE nach, bevor ich mir über das WAS und WARUM nähere Gedanken mache. Also: Wie ist etwas entstanden? Wie wurde es konkret designt, technisch herstellt, gemalt, konstruiert, aufgebaut? Ausschlaggebend für meine heutige Bewunderung für das Handwerk und meinen heutigen #KultBlick ist also wohl wirklich auch die Tatsache, dass uns als Kinder so gut wie jeder Wunsch nach Büchern und Zeichenmaterial erfüllt und damit unsere Kreativität und freiwillige Beschäftigung mit Kunst, Geschichte und Literatur gefördert wurde. So kam es wohl, dass meine Schwester und ich die ersten der Familie sind, die unbedingt ein geisteswissenschaftliches Studium absolvieren wollten.
Welche Kulturerlebnisse sind dir warum die liebsten? Hast Du besondere Favoriten?
Kulturbewusstsein unterwegs
Den bewusstesten Blick für Kultur habe ich eindeutig auf Reisen und bei Exkursionen oder Ausflügen. Das ist insofern nicht verwunderlich, als dass man unterwegs besser vom Alltag abschalten kann und somit einfach einen offeneren Blick entwickelt – gerade für Neues, noch Unbekanntes, Exotisches. Ich reise leidenschaftlich gerne und viel und freue mich immer, wenn ich spannende Verbindungen zwischen „fremder“ und heimischer Kultur entdecke. Wie die KultKatze in ihrem Beitrag zur Blogparade jedoch schon sehr treffend anmerkt, sollte man aber auf keinen Fall heimatblind werden und auch in der heimischen Region die Augen für den #KultBlick offen halten. Denn es gibt doch so viel Schönes, Spannendes und so viel Geschichte und Kultur direkt vor der eigenen Haustür zu erleben! Man muss nur bewusst hinschauen und sich auch im Alltag ein wenig Zeit dafür nehmen. Liebe Münchner, wie wärs mal wieder mit einem Abstecher in den Hofgarten des Dachauer Schlosses mit seinen herrlichen Obstbäumen? Oder beim Einkauf in der Stadt ein kurzer Abstecher in die prächtige Asam-Kirche? Auch eine Wanderung in den nahe gelegenen Bergen kann einen neuen #KultBlick bringen, beispielsweise zu den Brunnenkopfhäusern, die der naturverbundene König Maximilian II. Joseph Mitte des 19. Jahrhunderts erbauen ließ.
Fehlt dir etwas? Gibt es einen Wunsch, den Du schon immer bei Kulturinstitutionen äußern wolltest? Was können Kulturinstitutionen für dich tun, damit Du gerne zu ihnen kommst?
Bitte mehr Kreativität im Museum!
Mehr Aktionen, Wettbewerbe oder Aufrufe zu Kreativität in Kulturinstitutionen und im Museum wären schön. Es gibt zwar immer jede Menge kreative Workshops oder Programme für Kinder, aber bei den älteren Zielgruppen nimmt das ganze deutlich ab. Schöne Formate wie beispielsweise das Social Media Projekt #StadtLandBild zur Albert Renger-Patzsch Ausstellung der Pinakotheken, bei denen das Publikum selbst kreativ werden kann, finden vor allem im Rahmen von speziellen Ausstellungen statt. Es wäre doch großartig, wenn man Kunst, historisches Interieur, Design usw. nicht nur bloß „zur Ansicht“ ausstellen würde, sondern daraus auch die Rezeption und Schaffung von Neuem aktiv anregen könnte. Wie wäre es mit regelmäßigen Lettering- oder Zeichenkursen und Wettbewerben vor Originalen? Oder Einladungen von Designstudenten, Handwerkern und anderen Professionals zu Projekten ins Museum? Oder mit jungen Musikern in altehrwürdigen Ausstellungsräumen? Ein grandioses aktuelles Projekt, das mir hierzu auch direkt einfällt, ist die Raffael Reinterpreted Aktion in der Wiener Albertina. Zu Halloween gibt es hier nicht nur eine tolles Führungs-Programm mit einer Fashion-Show, bei der raffaeleske, jedoch zeitgenössische Mode in den Habsburgischen Prunkräumen neuinterpretiert wird, sondern auch das Publikum darf mitmachen. Bei einem Kostüm-Contest im Zeichen der Renaissance hat jeder die Möglichkeit sein Outfit zu teilen und anschließend mit dem besten Dress oder Foto zu gewinnen! Aktionen dieser Art machen nicht nur Spaß, sondern ziehen bestimmt – im Vergleich zum klassischen Programm – auch bei einem größeren und jüngeren Publikum Aufmerksamkeit auf die Institution und ihre wunderbare Sammlung.
Fotos: 1. Bunte Marker aus Japan, 2. Schloss Neuschwanstein im Herbst 2017, 3. Kyoto Mai 2017, 4. Manchester Art Gallery. Von Christina Sebastian.
Liebe Christina,
komme jetzt erst langsam vor durch #KultBlick, da es am Wochenende mit 30 Posts heftig rasselte!
Dir ein ganz dickes Dankeschön fürs Mitmachen! Schon bezeichnend. wie Kindheitsprägungen sich auswirken auf das Erwachsenenleben. Jetzt brauchst du keine Schlösser mehr malen, sondern arbeitest für Schlösser und kannst deine Kreativität ausleben – ich drücke dir da ganz fest die Daumen!
Herzlich,
Tanja